April 1942 - der Monat der
Massenvertreibung von
Kärntner Slowenen







Inhalt


Der Verband der
ausgesiedelten
Slowenen


Die Geschichte des
slowenischen Volkes
in Kärnten

Der
Unterdrückungsprozess
der slowenischen
Sprache in Kärnten

Der Plebiszit

Die
Zwischenkriegszeit

Der Anschluss an
Hitler-Deutschland

Die Kärntner Slowenen
unter dem Zeichen des
Hakenkreuzes bis zum
Jahr 1941

Überfall auf
Jugoslawien

April 1942 - der
Monat der
Massenvertreibung von
Kärntner Slowenen

Das (Über)leben in
den Lagern

Widerstand gegen das
NS-Regime

Die Rückkehr
nach Hause

Nachkriegszeit

Das Niederschreiben
von Erinnerungen


Die Lage der Kärntner
Slowenen in der
heutigen Zeit


Quellen und Danksagungen

April 1942 - der Monat der Massenvertreibung von Kärntner Slowenen

Die Deportation der Kärntner Slowenen begann in den frühen Morgenstunden des 14. und 15. Aprils 1942. Für die Ausführung der Aussiedlungsaktion war das Polizeibattalion 174 aus Bled zuständig.
Innerhalb einer Stunde mussten die Menschen das notwendigste Hab und Gut zusammen suchen, um dies auf ihre "Reise" ins Ungewisse mitnehmen zu können.
Koffer
Ein alter Koffer diente der Familie J. Janežič für das Notwendigste, aus der Sammlung F. Rehsmann für das Buch "Rod pod Jepo"
Die zwanghafte Aussiedlung löste unter den Menschen Panik aus, viele wollten lieber erschossen, als von ihrem Heimatort getrennt zu werden. Letztendlich wurden die einzelnen Familien nach der einstündigen Sammelfrist auf Viehtransportern zur Sammelstelle nach Ebenthal gebracht - unter ihnen waren 500 Kinder. Nur einige wenige Dörfer hatten das Glück, dass es eben dort nicht zur Deportation kam - dies war oft auch vom Bürgermeister des jeweiligen Dorfes abhängig.
Dorf
Dorf, aus dem Buch "Narodu in državi sovražni - Volks und staatsfeindlich" Celovec/Klagenfurt, 1992

Die Sammelstelle Ebenthal

In der Sammelstelle Ebenthal trafen um die 1000 aus ihren Heimatorten vertriebenen Menschen ein. Hier wurden sie mit auf kleinen Metalltafeln notierten Zahlen, so genannten "Herdnummern" versehen und somit ihrer Namen, ihrer Identität entraubt.
Ebenthal
Vertriebene im Sammellager Ebenthal, aus der Sammlung von F.Rehsmann für das Buch "Rod pod Jepo"
Jede Familie wurde einer bestimmten Nummer zugeordnet und die Rückseite der Metalltafel wies mit einer quer liegenden "acht" auch noch darauf hin, dass diese Menschen politisch verdächtig seien. In der Sammelstelle mussten die Menschen voller Angst die Nacht vor der endgültigen Aussiedlung aus der Heimat, auf Stroh liegend in Baracken verbringen.
Ausweiß
Zuerst wurden die Vertriebenen registriert und dann mit Nummern in ihre Baracken verwiesen (Aus dem Buch "Narodu in državi sovražni - Volks-und staatsfeindlich", Celovec/Klagenfurt 1992)
Die Mitarbeiter der Deutschen Ansiedlungsgemeinschaft (DAG) unterschrieben gemeinsam mit den Besitzern die Übernahme der Anwesen slowenischer Familien. Hierbei musste die Größe des Anwesens, die Anzahl der Tiere, Vorräte, Feldgeräte und Ausrüstungen angegeben werden. Darauf musste mit einer Unterschrift der Besitzers die Übergabe des Besitzes an die DAG versichert werden.
Übernahme
Die Übernahme des Anwesens von F. Rehsmann, aus der Sammlung von F. Rehsmann für das Buch "Rod pod Jepo"
Übernahme
Die Übernahme des Anwesens von F. Rehsmann, aus der Sammlung von F. Rehsmann für das Buch "Rod pod Jepo"
Direkt nach der Übergabe der Anwesen, wurden diese an angesiedelte Kanaltaler verkauft. Für die finanzielle Leitung der Aus- und Ansiedlungsaktionen war die eigens dafür errichtete Deutsche Umsiedlungs-Treuhand-Gesellschaft mit Sitz in Berlin zuständig. Noch am selben Tag wurden 224 Personen aus dem Kanaltal auf slowenischen Grundstücken angesiedelt. Viele Anwesen gelangten auch in die Hände einheimischer Interessenten und deutscher Parteimitglieder.

Aufregung unter der Kärntner Bevölkerung

Die Vertreibung der Kärntner Slowenen gilt als Indiz dafür, dass der deutschen Macht konkrete Beweise für gegennationales und gegenstaatliches Handeln von Seiten der slowenischen Bevölkerung fehlten. Wenn sie solche besessen hätten, wären nämlich konkrete Personen vor das Gericht gestellt worden; so herrschte unter der Kärntner Bevölkerung aber eine gewisse Aufregung, da die Aussiedlung der Kärntner Slowenen selbst unter vielen Deutschsprachigen Unverständnis hervorrief. So vermisste man einerseits Freunde und Nachbarn, andererseits aber auch einen großen Teil tüchtiger Bauern und Arbeiter, welche nun große Flächen unangebauter Felder und somit viel Arbeit hinterließen.
Einige Personen mit wichtigen Funktionen, setzten sich dementsprechend für die Rückkehr der slowenischen Familien stark ein und konnten einige positive Resultate erzielen. Zu erwähnen wäre hier z.B. Ingenieur Hans Maresch, welcher für die Vesetzung slowenischer Familien aus den Lagern auf seine Grundstücke in Ober- und Niederösterreich, so wie Wien verantwortlich war.
Maresch
Im Brief an die deutsche Umsiedlungstreuhandgesellschaft (DUT) findet eine Mitteilung der Übergabe des Grundstückes von F.Rehsmann an den Besitzer Maresch in Niederösterreich statt, so wie die Bitte um die Übergabe deren persönlicher Besitztümer an die deutsche Aussiedlungsgesellschaft (DAG)
Für slowenische Familien war der Straferlass unter der Aufsicht des deutschen Vermittlungsamtes, der Volksdeutschen Mittelstelle (VOMI), sehr wichtig, da sie sich auf diese Weise, obwohl für diese hart arbeitend, wenigstens frei bewegen und sich anhand von "Lebensmittelkarten" selbst versorgen konnte und nicht mehr als volks- und staatsfeindlich behandelt wurden.
Selbst der Wehrmacht waren nicht alle Aussiedlungsaktionen geheuer, vor allem nicht jene solcher Familien, welche dem deutschen Reich dienten. Die Gestapo ließ aber nur einige Ausnahmen zu und verfolgte weitere Deportationspläne. Heinrich Himmler malte sich ein "neues Kärnten" in der Ukraine aus und plante die Deportation weiterer 50.000 Menschen. Zum Glück waren die vorbestimmten Orte in der Ukraine, Harkov und Rostov aber schon von der roten Armee besetzt.