Die Kärntner Slowenen unter dem
Zeichen des Hakenkreuzes bis
zum Jahr 1941







Inhalt


Der Verband der
ausgesiedelten
Slowenen


Die Geschichte des
slowenischen Volkes
in Kärnten

Der
Unterdrückungsprozess
der slowenischen
Sprache in Kärnten

Der Plebiszit

Die
Zwischenkriegszeit

Der Anschluss an
Hitler-Deutschland

Die Kärntner Slowenen
unter dem Zeichen des
Hakenkreuzes bis zum
Jahr 1941

Überfall auf
Jugoslawien

April 1942 - der
Monat der
Massenvertreibung von
Kärntner Slowenen

Das (Über)leben in
den Lagern

Widerstand gegen das
NS-Regime

Die Rückkehr
nach Hause

Nachkriegszeit

Das Niederschreiben
von Erinnerungen


Die Lage der Kärntner
Slowenen in der
heutigen Zeit


Quellen und Danksagungen

Die Kärntner Slowenen unter dem Zeichen des Hakenkreuzes bis zum Jahr 1941

Mit den Gräueltaten des zweiten Weltkrieges lassen sich neben maschinellen Tötungsmaßnahmen leider auch noch massenhafte Deportationen und Vernichtungsaktionen ganzer Bevölkerungsgruppen verbinden.
Diese Vernichtungsmaßnahmen trafen in ihrer grausam massenhaften Vorgangsweise in erster Linie vor allem das jüdische Volk in ganz Europa und darüber hinaus. Das Schicksal dieser sollte jedem Feind Hitler-Deutschlands als Abschreckungsbeispiel dienen.
Die Aufgabe der zwanghaften Anpassung an die deutsche Nation und die Vernichtung jener, welche dieser Nation nicht "würdig" waren, wurde vom Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, übernommen.
In Kärnten wurden die so genannten Um- und Aussiedlungsaktionen dem Leiter des Gauhauptamtes für Volkstumsfragen, Alois Maier Kaibitisch "anvertraut". Unter seiner Schirmherrschaft wurde die Anpassung an die reichsdeutsche Nation die gesamte Um- und Aussiedlungsaktion ab 1940 in folgenden Ämtern durchgeführt:

  1. Gaugrenzlandamt, Amtliche Umsiedlungsstelle; später Gauhauptamt für Volkstumsfragen der Gauleitung Kärnten der NSDAP.
  2. Der Beauftragte des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums, Dienststelle Klagenfurt.
  3. Gauverband des VDA - Dachorganisation aller deutschnationalen Verbände nationalpolitischen Charakters.
  4. Deutsche Umsiedlungstreuhandgesellschaft m.b.H. (DUT), Nebenstellte Klagenfurt. Diese Gesellschaft übernahm den Besitz der Vertriebenen und entschied über das enteignete Vermögen.
  5. Deutsche Ansiedlungsgesellschaft mbH. (DAG), Geschäftsstelle Klagenfurt. Diese Organisation verwaltete das Vermögen der Umsiedlungsgesellschaft und beschäftigte sich vor allem mit den unmittelbaren Ansiedlungstätigkeiten.
  6. Eine besondere Abteilung der Klagenfurter Gestapo: Geheime Staatspolizeistelle Klagenfurt, usw.

Kaibitsch war somit für die Aussiedlung der Kärntner Slowenen und die Ansiedlung von Menschen aus dem Kanaltal zuständig. Das Problem lag aber vorerst noch darin, dass sich auch unter den Kanaltalern so genannte "Windische" befanden, welche am Anfang der Ansiedlung noch von slowenischen Geistlichen in "eine falsche slowenische Richtung" hätten beeinflusst werden können. Deshalb organisierte Kaibitsch die Deportation slowenischer Geistlicher.

Die Vertreibung slowenischer Geistlicher

Nach dem Plebiszit von 1920 wurden in zweisprachigen Kärntner Gebieten hauptsächlich deutsche Geistliche eingesetzt. Zu dem wurde die slowenische Kirchenzeitung "Nedelja" eingestellt. Diese Ereignisse ließen unter der slowenischen Bevölkerung den Verdacht aufkommen, dass die Kirche mit dem Kärntner Heimatdienst kooperiert. Dieser Verdacht wurde im Jahr 1933, als im Rahmen der österreichischen Bischofskonferenz beschlossen wurde, dass sich Geistliche nicht mehr politisch engagieren dürfen, noch verstärkt. Dieser Beschluss traf die slowenische Bevölkerung besonders hart, da die Geistlichen bis dahin die größte intellektuelle Schicht unter den Kärntner Slowenen darstellten.
Mit dem "Anschluss" auch der Kirche an das deutsche Regime wurde die ganze Sache nur noch verschärft. So schwieg die Kirche z.B. auch, als 62 Geistliche von Nazis in Gefängnisse und Konzentrationslager verbannt wurden. Mit dem Einsatz deutscher Geistlicher in den einzelnen Pfarren wurden auch die Predigten, Verkündigungen, der Religionsunterricht, der kirchliche Gesang und die Gebete deutsch. Auch auf den Grabsteinen wurden ab sofort deutsche Aufschriften verlangt.

Die ersten Anzeichen einer offensichtlichen Unterdrückung der Kärntner Slowenen

Mit dem Sammeln einzelner Daten über die Kärntner Slowenen hat man bereits im Jahr 1938 begonnen. In den Jahren danach fanden immer häufiger Zählungen und Fragen nach Volkszugehörigkeit, Beruf und Familienstand der Slowenen in Kärnten statt. Solch ein Festhalten von persönlichen Daten und die Anzeichen der Benachteiligung der Kärntner Slowenen in diversen Bereichen, brachte aber mit sich, dass sich viele Slowenen von dieser Zeit an als "Windische" ausgaben, was gesellschaftlich gesehen dem Deutschen näher stand als dem Slowenischen.
Bei der Volkszählung wurde somit zwar von 43.109 Personen "slowenisch" als Muttersprache angeführt, diese wurde aber nur von 14.088 Personen alleinig angegeben, von weiteren 7.613 als eine Kombination mit der deutschen Sprache, von 8.305 als "windisch" verstanden und von 13.173 Personen als eine Kombination zwischen "windisch" und "deutsch" angegeben. Mindestens noch einmal so viele aber verheimlichten ihre wahre Muttersprache.
Aus all den Daten wurden 246 "gefährliche Slowenen" aussortiert.
Grenzsicherungsverordnung
Der Leiter der NSDAP für den Bezirk Villach, Peter Piron, bei der Aufnahme des Standpunktes einer Grundüberschreibung an einen bewussten Slowenen, aus dem Buch "Narodu in državi sovražni/Volks- und staatsfeindlich", Celovec/Klagenfurt, 1992).
Vor dem Überfall auf Jugoslawien planten die Nazis für das slowenische Volk folgende Maßnahmen:

  • das Ausmerzen der slowenischen Sprache aus öffentlichen Bereichen
  • das bürokratische Verhindern slowenisch kultureller Arbeit
  • die ökonomische Diskriminierung einzelner Slowenen und
  • die Verfolgung und Überführung leitender slowenischer Persönlichkeiten.

So kam es im Schuljahr 1938/39 zum Einstellen des utraquistischen Unterrichts und zur Überstellung folgender Personen: dem Vorsitzenden des slowenischen Kulturverbandes Joško Tischler, dem Sekretär des slowenischen Kulturverbandes Rado Wutej, den Mitgliedern des slowenischen Kultuverbandes Vinko Zwitter, Milka Hartmann, Simon Martinjak und dem Lehrer Franc Aicholzer. Der slowensichen Bevölkerung wurde zudem mit dem Entzug der Kinderbeihilfe, dem entzug der Erlaubnis zur Bewirtschaftung und dem Entzug der Erlaubnis zu Grundverkauf gedroht. Trotzdem versuchte die slowenische Führerschaft mit dem NS-Regime einigermaßen politisch zurechtzukommen, da sie andererseits mit dem Verbot slowenischer Organisationen unter der Verschleppung slowenischer Vorsitzender in Konzentrationslager rechnen musste.